Wenn wir von Traumatisierung in der Kindheit sprechen, assoziieren die meisten Menschen damit sexuellen Missbrauch, einige körperliche Misshandlungen und wenige Verluste einer Bezugsperson. Psychischer Missbrauch wird dabei oftmals gar nicht in Zusammenhang gebracht. Dabei können Abwertungen, Schuldzuweisungen, inadäquate Strafen sowie Drohungen ebenfalls zu Traumatisierung führen. Wir sprechen hier meist von Bindungstraumatisierung. Entwickelt sich ein Kind in einer derartigen Umgebung, kann auf seine Bedürfnisse nicht adäquat eingegangen werden, so dass sich Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich entwickeln.
Während sich als Folge auf Traumatisierung in der Kindheit oftmals typische Traumafolgestörungen wie eine Posttraumatische Belastungsstörung, eine komplexe Posttraumatische Belastungsstörung sowie eine dissoziative Störung entwickeln, sind prinzipiell diverse psychische Erkrankungen in der Konsequenz möglich - seien es affektive, Angst- und Zwangsstörungen oder Somatoforme Störungen, Essstörungen und Suchterkrankungen. Insbesondere Traumatisierung im sexuellen Bereich kann sich darüber hinaus in Form von sexuellen Funktionsstörungen oder paraphilen Störungen zeigen. Wie sich Traumatisierung äußert, ist individuell unterschiedlich und steht nicht in Zusammenhang mit der Schwere der Traumata. So können ein und dieselben Traumata sowohl zu einer typischen Traumafolgestörung, einer weiteren psychischen Erkrankung oder mittels hoher Resilienz keine psychischen Konsequenzen zur Folge haben. Sprechen wir von Bindungstraumatisierung oder multipler Traumatisierung im Kindheitsalter, entwickeln Betroffene häufig eine Persönlichkeitsstörung, oftmals in Kombination mit einer psychischen Erkrankung.