Eine gesunde Skepsis stellt einen Schutzmechanismus dar. Wir wollen die Situation zunächst beobachten und einschätzen bevor wir uns angreifbar und verletzlich machen. Das Ausmaß unseres Misstrauens hängt einerseits von der persönlichen Kindheitsentwicklung ab. Andererseits prägen uns soziale Erfahrungen unserer Biographie wie beispielsweise Untreue in der Partnerschaft.
Wer zu übermäßigem Misstrauen neigt, wird sich mit der Suche nach Beweisen befassen, die sein/ihr Empfinden bestätigen. Interpretieren wir den Umgang unserer Mitmenschen ablehnend uns gegenüber, verhalten wir uns im Gegenzug ebenfalls abwertend, wodurch ein Teufelskreis entsteht und sich die self-fulfilling prophecy bewahrheitet.
Oftmals verbirgt sich hinter ausgeprägtem Misstrauen eine Selbstwertthematik. Erlebe ich mich selbst als minderwertig, werde ich das Verhalten meiner Mitmenschen mir gegenüber in negativer Weise interpretieren. In einem gewissen Ausmaß kann es sich schlichtweg um eine Persönlichkeitkeitskomponente handeln. Begleitet uns ein anhaltendes Gefühl, von anderen ausgenutzt und geschädigt zu werden, interpretieren wir sämtliche Bemerkungen uns gegenüber als Abwertung, zweifeln wir an der Loyalität unseres gesamten Umfeldes und gelingt es uns folglich nicht, uns jemandem anzuvertrauen aus Angst, Informationen könnten böswillig gegen uns verwendet werden, kann es sich um eine Paranoide Persönlichkeitsstörung handeln. Sind diese Tendenzen nicht überdauernd, sondern treten im Laufe des Lebens auf, können psychische Erkrankungen dahinter stecken. Entsteht das Misstrauen aus einer Selbstwertproblematik heraus, sollten affektive Störungen abgeklärt werden. Stellt sich das Misstrauen hingegen in Form obstruser Vorstellungen dar, kann es sich um Wahnideen im Rahmen einer Schizophrenie handeln.