Unser Leben kontrollieren zu wollen, stellt einen natürlichen und überlebenswichtigen Mechanismus dar. Das Ausmaß der Kontrolle, welches wir für unser Wohlbefinden benötigen, ist individuell unterschiedlich. Während die einen kaum eine Kleinigkeit delegieren können, lassen sich andere treiben. Geben wir die Kontrolle ab, kann das Leben schnell entgleiten. Jedoch kann der ständige Drang Kontrolle zu bewahren, ebenso problematisch werden. Stress, Frustration und geringe Lebensfreude können zum ständigen Begleiter werden und in der Konsequenz zu psychischen Erkrankungen wie Angststörungen, Depressionen und Essstörungen führen.
Die Hintergründe für die Angst vor einem Kontrollverlust sind oftmals tief in der Entwicklung verankert. Ein strenges Elternhaus mit hohen Leistungsanforderungen sowie moralischen Erwartungen führen oftmals auch im Erwachsenenalter zu hohen Ansprüchen gegenüber sich selbst. Bestrafung und Abwertung als Reaktion auf Misserfolge kann einen geringen Selbstwert sowie Ohnmacht im Umgang mit Rückschlägen zur Folge haben. Neben traumatisierenden Kindheitserlebnissen spielt auch ein Mangel an Vertrauen eine Rolle, wofür insbesondere die Bindung zu Bezugspersonen verantwortlich ist.
Was können wir tun, wenn die Vergangenheit uns prägt? Es ist wichtig, Prioritäten zu setzen, wesentliche Situationen in die Hand nehmen während andere auch mal dem Schicksal überlassen werden können. Wir müssen uns in radikaler Akzeptanz üben, unmöglich alles kontrollieren zu können. Hinter dem Drang der Kontrolle verstecken sich Emotionen. Daher ist es hilfreich, die ungewollten Gefühle dahinter zu entpuppen: Was könnte passieren, wenn ich dem Kontrolldrang nachgebe und welche Emotion wäre damit verbunden? Wesentlich ist es zudem, uns zu erlauben, Genuss zuzulassen. Wir müssen lernen, uns auch mal treiben zu lassen um lustvolle Momente zu erleben.
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