
Erfahren Menschen bereits in der Kindheit und Jugend traumatische Ereignisse, welche sich wiederholen und oftmals über einen längeren Zeitraum hinweg bestehen, entwickeln viele Betroffene eine komplexe posttraumatische Belastungsstörung (k-PTBS). Diese unterscheidet sich von der zuvor berichteten PTBS. Opfer mehrfacher Traumatisierung mit Beginn in der Kindheit/Jugend sind häufig emotionalem Missbrauch, körperlicher Gewalt, sexuellen Übergriffen oder Verwahrlosung ausgesetzt.
In der Folge können sie ihre Emotionen nur schwer regulieren, so dass sie mit regelmäßigen Hochspannungszuständen konfrontiert sind. Zwischenmenschliche Kontakte gestalten sich problembehaftet, da Betroffene zum Teil unfähig sind, anderen zu vertrauen oder sich in einem Muster schädlicher Beziehungen wiederfinden. Es zeigen sich Störungen in der Selbstwahrnehmung, die mit massivem Schuld- und Schamerleben einhergehen sowie eine Vernachlässigung der eigenen Selbstfürsorge mit sich bringen. Neben fehlenden Perspektiven und körperlichen Symptomen tritt das Gefühl auf, sich selbst nicht zu spüren sowie sich in bestimmten Situationen auszuklinken und wie aus einer Vogelperspektive zu betrachten. Darüber hinaus besitzen Betroffene oftmals Erinnerungslücken in Bezug auf traumatische Ereignisse bis hin zu ganzen Lebensabschnitten.
Die beschriebenen Symptome lassen eine Ähnlichkeit zu Persönlichkeitsstörungen -insbesondere der Borderline Persönlichkeitsstörung- erkennen. In Fachkreisen wurde aufgrund dessen immer wieder debattiert, ob sich beide Erkrankungen überhaupt voneinander trennen ließen oder als ein und dieselbe Diagnose zu betrachten wären. Meiner Erfahrung nach besitzen die meisten unter einer k-PTBS leidenden Menschen, ebenso eine Persönlichkeitsstörung. Diese ist jedoch immer im Kontext der Traumatisierung einzuordnen.