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Gedicht: Der Kloß

Hallo, ich bins, dein Kloß im Hals. Ich hab mich bereits relativ früh eingenistet, zwischen Mandeln und Stimmbändern, ein kuscheliges Plätzchen. Die erste Begegnung von uns beiden, ich erinnere mich als wäre es gestern gewesen. Eine Lautleseübung, die Lehrerin zeigte auf dich, du öffnetest den Mund und was kam...nichts. Nur ich war da. Ja, es flossen noch ein paar Tränen, aber genau genommen waren wir in diesem Moment alleine. Du, ich und die Stille.

In all den vergangen Jahren sind wir ein gut eingespieltes Team geworden. Prüfungen, erste Dates, Bewerbungsgespräche... Ich komme, wenn du mich am wenigsten brauchst; ich gehe, wenn der Schaden angerichtet ist und stecke zur Erinnerung noch meine Vistenkarte an deine Windschutzscheibe. Ruf mich an, ich verschlage jedem die Sprache, dein Klößchen.

Doch in letzter Zeit bleibt mein Telefon immer öfter stumm. Ich mache mir schon langsam ernsthafte Sorgen. Du sprichst über abstrakte Dinge wie Selbstwertsteigerung, Persönlichkeitsentwicklung und Mutaufbau... Wer setzt dir bitte so einen plakativ-anmaßenden Floh ins Ohr? Am Ende wirst du mich vergessen, die stillen guten alten Zeiten. Lass uns noch ein letztes gemeinsames Foto des Schweigens machen, dieses auf den Kaminsims stellen, wir singen dazu ruhige besinnliche Weihnachtslieder. Anschließend stapfte ich in die kühl verschneite Winterlandschaft hinaus und bin für immer weg.

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Gedicht. Hallo, ich bins, dein Kloß im Hals

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