In der Regel ist die Entscheidung für eine Behandlung mit gewissen Vorstellungen verbunden. Nicht immer werden Klinische PsychologInnen/PsychotherapeutInnen diesen gerecht. Betroffene erhoffen sich oftmals Ratschläge, wollen die Meinung des/der BehandlerIn einholen oder eine Bevorzugung der eigenen Sichtweise gegenüber dem/der PartnerIn erhalten.
Was bei FreundInnen meist selbstverständlich ist, wird auf professioneller Seite jedoch grundsätzlich abgelehnt. Warum ist dies so? "Der/die Behandelnde muss doch am besten wissen, was gut für mich ist", würde manch einer meinen. Als Individuen ticken wir hingegen unterschiedlich. Was für den einen passend ist, ist für den anderen keine Option. Obwohl der/die Klinische PsychologIn/PsychotherapeutIn einen geschulten Blickwinkel innehat und als Experte anzusehen ist, entspricht der/die KlientIn dem/der tatsächlichen ExpertIn für sich selbst. Kein anderer kennt einen besser als man selbst. Kein anderer weiß somit besser, was gut für einen ist.
Insofern ist es die Aufgabe des Professionellen, sein Gegenüber im Finden geeigneter Lösungen zu unterstützen, anstatt ihm seine Sichtweise überzustülpen. Was aus Expertenmunde kommt, wird zudem in der Regel höher gewertet und als richtig befunden - auch wenn dies möglicherweise gar nicht passend ist.
Dies unterscheidet eine/n Klinischen PsychologIn bzw. PsychotherapeutIn in jener Rolle von der Rolle eines/einer FreundIn. Innerhalb einer freundschaftlichen Rolle verhalten sie sich im Übrigen ebenso subjektiv und bringen ihre Ansichten zum Äußeren, in der Expertenrolle hingegen müssen sie die Objektivität wahren.
