Eine leere Wohnung, alle sind weg, kein Besuch steht an, die Erledigungen sind abgehakt, kein Programm ist fixiert…was die einen als großartigen Zustand erleben, bereitet den anderen Unbehagen. In vielen Fällen wissen sie nichts mit sich selbst anzufangen oder fürchten sich vor einer Selbstreflexion. Allein zu sein ist für sie mit Angst verbunden. Es machen sich Einsamkeitsgefühle breit –oftmals unabhängig davon, ob ein soziales Umfeld besteht. In letzterem Fall besteht möglicherweise eine dependente Persönlichkeitsstruktur. Dementsprechend sind sie darum bemüht, jederzeit von Menschen umgeben zu sein und sich an sie zu heften. In Partnerschaften äußert sich dies in einem fließenden Übergang der Beziehungen. Das Singledasein wird umgangen, ein/e inadäquate PartnerIn in Kauf genommen.
Selbstverständlich gibt es darüber hinaus auch Personen, die aufgrund einer mangelnden Familie, Partnerschaft sowie sozialen Umfeldes vereinsamen. Insbesondere die Anfänge der Coronapandemie stellten die Stabilität jener Gruppe durch die geforderte soziale Isolierung auf die Probe. Älteren, oftmals allein stehenden Personen wurden aufgrund von Angst vor Ansteckung Kontakte verwehrt oder zumindest deutlich eingeschränkt. Andere blieben oftmals in nicht länger funktionierenden Beziehungen um dem Alleinsein zu entgehen.
Als soziale Wesen ist es nur allzu verständlich, nicht dauerhaft im Alleinsein verharren zu können. In dosiertem Ausmaß bringt es jedoch Chancen mit sich. Wenn wir dazu in der Lage sind und es wertschätzen, mit uns selbst Zeit zu verbringen, profitieren sowohl wir selbst als auch unser soziales Umfeld davon. Wer sich selbst liebt, kann auch andere lieben. Darüber hinaus ist es für unser Leben wesentlich, uns mit diesem und uns selbst auseinanderzusetzen. Andernfalls fügen wir uns einem Hamsterrad und sind nicht länger die Gestalter unseres eigenen Lebens.