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Trauer als Diagnose?


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Trauer als Diagnose

Trauernde Menschen erleben oftmals einen massiven psychischen Leidensdruck. Wann handelt es sich um eine natürliche Reaktion auf einen Verlust und wann ist diese als unverhältnismäßig anzusehen? Sollten Betroffene einer tiefgreifenden Trauer eine psychische Diagnose erhalten oder nicht? Diese Fragen wurden in Fachkreisen lange diskutiert.

Uneinig war man sich darin, ob bzw. wann Trauer als psychische Erkrankung gelten sollte. Bestimmte Gruppen (z.B. Eltern nach dem Verlust ihres Kindes) sowie gehäufte Verluste oder traumatische Todesfälle führen in der Regel zu einer länger andauernden Verarbeitung. Somit lässt sich schwierig eine Zeitkomponente festlegen. Die Befürchtungen beziehen sich darauf, Trauernde könnten durch eine Diagnose pathologisiert sowie als "psychisch krank" stigmatisiert werden. Andererseits schafft eine Diagnose ebenso Möglichkeiten: So könnten Betroffene früher identifiziert werden sowie Hilfe erhalten. Durch eine Anerkennung dessen im Gesundheitssystem wären diesbezügliche Krankenstände ohne Umwege möglich sowie eine (teilweise) Mitfinanzierung der Behandlung durch die Krankenkassen verpflichtend. Darüber hinaus könnten Hilfsangebote ausgebaut und die Forschung ausgebaut werden.

Im Klassifikationssystem DSM-5 wurde bereits die "Anhaltende komplexe Trauerreaktion" als Diagnose aufgenommen. Im noch nicht erschienenen Klassifikationssystem ICD-11 wird die "Anhaltende Trauerstörung" als Diagnose eingetragen. Die Mindestdauer der anhaltenden Trauer liegt bei 6 Monaten (für Erwachsene im DSM-5 bei 12 Monaten).

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