Grundsätzlich ist die Antwort darauf sowohl länder- & schulenspezifisch als auch eine Geschmackssache. Im Gegensatz zu Ö, ist in D eine fundierte Diagnostik zu Therapiebeginn oftmals Voraussetzung. Handelt es sich um eine Therapierichtung mit sehr strukturiertem Vorgehen -wie es in der Kognitiven Verhaltenstherapie der Fall ist- wird auf eine Diagnostik weit mehr wert gelegt werden als beispielsweise in einem tiefenpsychologischen oder systemischen Verfahren.
Meine KlientInnen kommen mit unterschiedlichen Anliegen zu mir. Gehen die Therapieziele in Richtung Symptombekämpfung, macht eine Diagnostik absolut Sinn um die Behandlung genau darauf auszurichten. Eine weitere Gruppe beschäftigt sich schon lange mit der Frage, was mit ihm/ihr nicht stimmt. Diverse Diagnosen werden durchforstet und Spekulationen über die zutreffende angestellt. Jene Personen möchten Gewissheit darüber erhalten, womit sie sich seit langem beschäftigen. In diesem Fall kann eine Diagnostik Entlastung schaffen. Ob die Betroffenen in der Behandlung jedoch tatsächlich an ihrer Diagnose ansetzen möchten oder nicht, bleibt ihnen selbst überlassen. Für andere wiederum geht es nicht um Symptome oder Diagnosen. Sie möchten ihre Partnerschaft verbessern, ihren Selbstwert stärken, ihre Biographie aufarbeiten,... Eine Diagnostik scheint für sie zunächst völlig irrelevant. Das bedeutet natürlich nicht, dass im Verlauf nicht Hinweise für Diagnosen auftreten können und somit die Diagnostik möglicherweise wieder mit ins Spiel kommt. Jedoch orientiere ich mich an den Bedürfnissen meiner KlientInnen, ob ich eine Diagnostik durchführe oder nicht. In einigen Fällen mag sie essentiell sein und viele Vorteile mit sich bringen. In anderen ist sie nicht unbedingt notwendig und wird von mir als Klinische Psychologin ganz sicher nicht aufgeschwatzt.
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